Champagner ist Synonym für Luxus und verhält sich zu Hochzeit wie Topfschlagen zu Kindergeburtstag. Überall steht zu lesen, warum man Champagner lieben und gerade zur Hochzeit trinken muss: exklusiv, von ungeschlagener Qualität, die Farbe, die feine Mousse, der herbe Geschmack. Blablabla. Alles schön und sicher gut. Aber muss das sein? Nein! Ich plädiere gegen den obligatorischen Champagner-Empfang.
Zum Start das härteste Argument: Ein sehr knapp kalkulierter Champagner-Empfang für 100 Personen mit Moet & Chandon Brut Imperial belastet das Hochzeits-Budget mit 799 Euro. Nur für den Champagner. Ohne Gläser, Häppchen und Schichi. Kalkuliert mit dem Einzelhandelspreis für einen günstigen Champagner. Die Spanne ist nach oben noch weit offen: über 300 Euro pro Flasche sind für Champagner keine Seltenheit.
Champagner zum Empfang nach der Kirche zu reichen ist in der Regel wie Perlen vor die Säue zu werfen. Einzelne Gäste mögen Kenner sein, der Mehrheit aber muss man das luxeriöse Pritzelwasser vor ihren Augen aus der Flasche einer bekannten Champanger-Marke einschenken. Damit sie erkennen, was sie trinken. Subtil und stilvoll ist das nicht.
Bei alle dem ist Champagner nicht nur deshalb teuer, weil er beser ist als Sekt. Es gibt viele Winzer, die ebenso hochgelobten Spumante, Cava oder Cremont herstellen. Nach der selben Methode, mit den gleichen Reben, der gleichen Leidenschaft. Nur Champagner dürfen sie ihren Sekt nicht nennen. Denn Champagner ist ein markenrechtlich geschützter Begriff, der unter strengen Qualitätsvorschriften hergestellte Schaumweine aus einem begrenzten Anbaugebiet bezeichnen. So bleibt das Angebot an Champagner begrenzt – und deshalb teuer.
Einfallsreich ist ein Champagner-Empfang schon garnicht. Eher zum gähnen konventionell. Dabei gibt es so viele tolle Alternativen, die Gäste überraschen und die Persönlichkeit der Brautleute besser spiegeln: das regionale Lieblingsbier des Bräutigams, Prosecco, der Julia heißt, wie die Braut, Cocktails, die zur Jahreszeit oder zum Farbkonzept der Hochzeit passen, Spezialitäten des Orts – die Möglichkeiten sind grenzenlos und lecker!
Und wenn ich demnächst eine Pyramide aus Champangerschalen auf einem Buffet stehen sehe, nehme ich den nächsten Apfel und spiele Wurfbude. Das macht wenigstens mir Spaß, gibt Gästen Gesprächsstoff und eine Anekdote für’s Familienalbum!
Liebe Nicola, auf fb habe dich schon verlinkt und nun kommt mein Gruß an dieser Stelle. Dein Text ist sehr schön würzig, weil pointiert und auf den Punkt. Ganz praktische Informationen nebst eigener Meinung und am Ende noch (zwinker, zwinker) ein Résumé. Das regt doch zum Nachdenken an.
:)) Ein fabelhafter Beitrag, den ich genau so unterschreibe!! Danke für ein paar ehrliche Worte und den handfesten Budget-Tipp, das brauchten wir alle mal! Es ist doch wirklich so: Setze dem normalen Gast zwei Gläser vor und er ist hundertprozentig nicht in der Lage, den Champagner vom Sekt zu unterscheiden – eben Perle vor die Säue werfen.
Hallo Nicola,
Dein Artikel zum ‚Champagner gefällt mir sehr gut! Ich bekomme die nötige Geschichte zu diesem Getränk, und Preisvergleiche muss ich auch nicht mehr machen. Ich kann Dir auf jeden Fall zustimmen:-). Also, ein Hoch auf einen Sektempfang, ein Hoch auf all die anderen leckeren und besser aussehenden Getränke als Champagner!
Herzlichst,
Deine Nicole
Hallo Nicola,
Ich schließe mich den anderen an!
Toller Text….. man liest… und will nicht aufhören…. man will es wissen…. warum ein Padoyer gegen den Champagner geschrieben wird…
und ja! Falls du eine Unterschriftenliste auslegst… ICH BIN DABEI!
Ich habe mein erstes Glas Champagner auf einer Weinprobe getrunken…. als Empfang mit Lachshäppchen….
Für mich war es nichts besonderes!
Zum Glück erfahre ich, dass ich nicht ALLEINE mit meiner Meinung bin, und das Prickelwaser eben doch nichts besonderes ist!
So…. ich hab einen Apfel in der Hand…. wirfst du zuerst…. dann räum ich den Rest ab, der stehen geblieben ist!
Zauberhafte Grüße, Katja
Liebe Nicola,
vielen Dank für Dein Feedback auf meinen Artikel. Das Kompliment möchte ich zurückgeben – ich habe Deinen Artikel gern gelesen, und bin erstaunt wie viele Parallelen unsere Texte inhaltlich haben!
Ich habe Deinen Blog auch direkt mal in meine Bloglovin-Liste gelegt. Hochzeiten, hach, da schlägt mein Herz ja auch für. Ich würde am liebsten jedes Jahr wieder heiraten… Wir hatten auf unserer Hochzeit dieses Jahr übrigens einen Eiswagen, an Stelle des klassischen Sektempfangs. Die waren so nett und haben noch einige Flaschen von unserem Lieblingsprosecco mit in die Kühlung gelegt, die wir dann zusätzlich ausgeschenkt haben.
Liebe Grüße, Lisa