schelkeJulian

Schelke Bonnetsmüller – Schelke Fotografie

Hochzeitsfotografin

 

Welches Hochzeitsklischee stimmt wirklich?

Auf jeder Hochzeit gibt es einen „Onklel Bob“ – so nennen es einige Fotografenkollegen und ich. Das sind in der Regel die fotoambitionierten Onkels, Großcousins oder auch Papas, die bis vor ein paar Jahren noch mit den professionelleren Kameras um den Hals herum gelaufen sind als ich selbst und sich im Laufe des Tages an dich heranzupirschen. Irgendwann stehen sie dann neben dir. Frage Onkel Bob: „Und? Was haben Sie da für eine Kamera?“ Danach kannst du dir sicher sein, dass sie versuchen, dich in ein Fachgespräch über die neueseten Kameramodelle, das tollste Objektiv und ob nun Canon oder Nikon besser sei, zu verwickeln. Die immergleiche Einleitungsfrage nach der Kamera ist natürlich nur ein Vorwand, denn Onkel Bob hat dich und jeden deiner Schritte schon mindestens 3 Stunden lang genau beobachtet und weiß schon längst, mit was für einer Kamera du arbeitest. 

Was steht in deinem Abschlusszeugnis?

Bis heute frage ich mich, was ich 5 Jahre lang auf einer Wirtschaftsschule getrieben habe. Auch 15 Jahre nach Abschluss jagen mir Begriffe wie Buchhaltung, BWL und Wirtschaftmathematik immer noch einen kalten Schauer über den Rücken. Deshalb war ich auf der Schule auch ein kleiner Rebell (oder doch eher ein Loser wenn ich genau drüber nachdenke….), dessen „Künstlerseele“ auch von den dortigen Pädagogen mit Füßen getreten wurde. O-Ton meiner Klassenlehrerin bei der Abschlussfeier: „Schelke, ich gebe Ihnen einen guten Rat für Ihr Leben: schnell heiraten und Kinder bekommen, zu was anderem sind Sie eh nicht zu gebrauchen.“

Heute, mit der Gewissheit, den schönsten Job der Welt ausüben zu dürfen und meine Begabung einsetzen zu können um andere Menschen glücklich zu machen, kann ich nur noch leise über meine Lehrerin von damals lächeln und mich selbst beglückwünschen, mir das damals nicht zu sehr zu Herzen genommen zu haben.

Wie fühlt man sich im Auge eine Shitstorms?

Ich habe vor ca. einem Jahr auf Facebook ein Bild gepostet, wo ein ein Brautpaar anstatt Tauben 2 rohe Suppenhühner in die Luft wirft. Das Bild habe ich von einem Bekannten zugeschickt bekommen, habe es also nicht selbst gemacht. Ich ganz persönlich fand das Bild sehr lustig, einige meiner Facebook Fans haben mir das aber ganz schön übel genommen. Es folgten Kommentare wie: „Das ist geschmacklos!“, „Mit essen spielt man nicht!“, „Find ich scheiße!“, „Tierquälerei!“. Ich habe mich zwar nach den ersten 4 Kommetaren für meinen anscheinend morbinen Homor entschuldigt, hoch und heilig versprochen, meine Brautpaare keine toten Tiere werfen zu lassen, aber damit war es nicht vorbei. Ich denke, manchmal darf man auch etwas anecken mit seiner Meinung, seiner Aussage oder eben auch mit seinem Humor, deshalb habe ich das Bild auch nie von der Seite genommen. Nach einer Woche war der Shitstorm dann vorbei, seitdem überlege ich mir allerdings schon besser, was ich poste und was nicht.

Wann hat dich eine Hochzeit das letzte mal gerührt?

Das Bräute eher dazu neigen, Tränchen zu vergießen, ist ja nichts neues. Wenn allerdings der Bräutigam auch anfängt, seine Emotionen in Form von dicken Tränen, nach außen zu tragen, habe ich komischerweise total oft „irgendwas im Auge“ und bin froh, mich hinter der großen Kamera verstecken zu können. :-) Aber natürlich genieße ich solche Momente, wenn man wirklich merkt, dass dort eine große Liebe zwischen zwei Menschen besteht.

Ohne nachzuschauen: kannst du dich an zehn, 50 oder mehr als 100 Hochzeiten erinnern?

Tatsächlich – an mehr als 100!

Hattest du ein Leben vor der Hochzeitsbranche?

Ja, das hatte ich tatsächlich. Bzw. hatte ich ein Leben zwischen meiner Ausbildung zur Fotografin, wo ich natürich auch schon fleißig Hochzeiten fotografiert habe und meiner Festanstellung in einem Münchner Fotostudio. Das waren 4 Jahre, in denen ich Erfahrung als Fotoassistentin für verschiedene Fotografen gesammelt habe und jedes Wochendende an der Bar eines damals stadtbekannten Techno Clubs arbeitete. Teilweise tue ich mir schwer, die Leute wieder einzuordnen: Waren das früher Gäste von mir an der Bar oder habe ich diese Person schon mal fotografiert?

Was machst du, wenn der Bräutigam „nein“ sagt?

Zum Glück hat noch nie den Fall, dass einer der Brautleute tatsächlich „nein“ gesagt. Leider gab es eine Situation, in der ein Bräutigam auf die Frage des Standesbeamten, ob er die neben ihm stehende Braut zur Frau nehmen will, sich erst mal 10 Sekunden mit dem „Ja“ sagen Zeit gelassen hat. Er fand es wohl lustig. Leider war er der einzige. Ich konnte das Gesicht der Braut nach 5 Sekunden zu Stein werden sehen, die Standesbeamtin hat schon scharf die Luft eingezogen und es hat tatsächlich auch ein paar Stunden gedauert, bis die Stimmung in der Hochzeitsgesellschaft wieder auf plus und nicht mehr auf minus gepolt war. Ich persönlich hätte den Bräutigam am liebsten geschüttelt und ihn angeschriene, dass man sowas nicht macht! Das „Ja“ Zueinander sagen ist wohl einer der innigsten Momente auf einer Hochzeit und sollte ohne Zögern, voller Überzeugung und mit all der Liebe zu seinem Partner erfolgen. Das ist der falsche Zeitpunkt um Späße zu machen oder den Partner zu necken.

Was läuft auf deinem Walkman?

Geil! Du verwendest echt noch das Wort „Walkman?“. Tatsächlich habe ich 3410 Titel auf meinem iPhone. Wenn ich ehrlich bin, läuft eigentlich die meiste Zeit Seeed, Jamiroqaui, Johnny Cash oder irgendwas Rock´n´Roll iges. Manchmal bin ich auch selbst erstaunt, was ich teilweise so für Sound darauf finde. Das führe ich jetzt nicht weiter aus, sonst muss ich mich schämen…..

Wann ist Feierabend?

Feier – What??

Balkonien oder Bali?

Führt mich natürlich zurück zur letzten Frage. Ganz klar – Bali!! (übrigens wirklich ganz wundervoll dort!!) Weil selbstständig sein ja auch gewisse Vorteile birgt, kann ich mir im Winter oder Anfang des Frühlings eine 1 monatige Auszeit nehmen. Meine Akkus müssen aufgefüllt werden und so verbringe ich 4 Wochen irgendwo weit, weit weg. Die letzten 3 Jahre war ich in Asien und verbinde so meine 2 größten Leidenschaften – fotografieren und reisen. Nichts wäre für mich mehr Strafe als in einem All-inclusive Hotel mit Animation festzusitzern, bei mir ist es eher freestyle! Ich muss alles erkunden, über Local Markets schlendern, echte Leute sehen und erleben und in die Kultur der Länder eintauchen. Mich interessieren Sitten und Gebräuche fremder Menschen und deren Gepflogenheiten sehr. Ich bin eben neugierig – ob es jetzt im Urlaub oder auf einer Hochzeit ist! :-)

Was glauben deine Freunde, was du tust?

Mittlerweile denke ich, haben die meisten Freunde schon einen ganz guten Plan, was ich so mache und dass ich im Sommer „ganz echt nicht am Freitag Abend mit Party machen kann!“ weil ich am Samstag ja immer fit sein will für meine Brautpaare. Seit ich auch schon auf Hochzeiten von Bekannten fotografiert habe, wo auch Freunde von mir anwesend waren, haben sie auch live sehen können, dass ich weder lange rumsitze, noch tonnenweise Hochzeitstorte verdrücke, noch Zeit für einen stundenlangen Ratsch habe. Ich bin eher mit den Augen überall, mit den Ohren mittendrin und mit dem Körper oft irgendwo in bodennähe im Kornfeld, balancierend auf dem Mülltonnehäuschen oder möglichst unsichtbar mit dem Teleobjektiv in der hinterletzte Ecke anzutreffen.